Die Hauptstadt Tyrsener ist der Sitz der herrschenden Königin. Hier leben viele verschiedenene Kulturen miteinander, treiben regen Handel und huldigen der Erdmutter Cel im Erdentempel. Doch auch die ausgestoßenen Dämonen und Vampire finden hier ihre Verstecke und tarnen sich, um unter ihren Opfern zu leben.
Firged schritt die lange Allee in das Viertel der Reichen entlang. Die kleine Eule hatte sich einen langen schwarzen Umhang um die Schultern geschlungen, um sich zu wärmen. Das gute Stück war schon alt und an mehrern Stellen geflickt. Aber es war das einzige wärmende Stück Stoff, dass Firged besaß. Inzwischen brauchte sie es. Die Winde hatten zugenommen und kündigten das Nahen des Winters an. In ihrem Häuschen war es immer noch leidlich warm, aber die Nahrung wurde langsam knapp. Firged konnte so gut wie nichts mehr jagen. Der Wald bot nicht genug für einen weiteren Räuber. Firged musste einen Weg finden, um an Nahrung zu kommen. Essen kostete Geld. Und Geld verdiente man mit Arbeit. Die Sache war ganz klar. Firged musste eine Anstellung finden.
Durch Zufall hatte Firged den Aushang auf dem Marktplatz gesehen. Eine reiche Frau suchte eine Dienstmagd. Die Eule hatte nie niedere Arbeiten erledigen müssen. Aber zumindest wusste sie wie es ging. In ihrem früheren Heim hatte es viele Dienerinnen gegeben und Firged war stets freundlich zu ihenne gewesen, hatte ihnen geholfen und ihnen bei der Arbeit zu gesehen. Wenn sie sich Mühe gab würde sie die Arbeit sicher bewältigen können. Frohen Mutes war sie nun auf den Weg zu Lady Mythandrelle.
Als Firged an ihrem Ziel ankam, musste sie den Kopf in den Nacken legen um das große luxuriöse Haus zur Gänze betrachten zu können. Residenz Stolzspitze machte seinem Namen alle Ehre. Die beeindruckende Villa schien mit kleinen Schlössern Wetteifern zu wollen denn kleine Türme und diverse Anbauten reckten sich in die Höhe. Der Garten war üppig und liebevoll gepflegt. Die Bete und, Sträucher und Bäume waren regelrecht kunstvoll arrangiert und selbst der Efeubewuchs einiger Hauswände schien keinesfalls ungewollt und schmückte das Gebäude. Ein gepflasterter Pfad führte von dem schmiedeeisernem Tor, an welchem Firged nun stand, zu einer gewundenen Treppe, welche sich um eine Säule mit einer Statue der Erdenmutter Cel, hinauf bis zu der Eingangstür aus dunklem Holz. Eisenbeschläge welche kunstvoll mit Blumenornamenten verziert waren, verliehen der Tür ihre Stärke. Die Bäume und Sträucher überall sonst hatten ihr Blätterkleid fast gänzlich abgeworfen, doch in diesem Garten grünte und blühte alles, wie im Spätfrühling. Ein magisches Werk? Als Firged den Türklopfer betätigte, dauerte es eine Weile, bis diese geöffnet wurde. Ein betagter Mann in etwas höherem Alter in einer edlen Uniform zog die Tür auf und sah Firged unter seinen buschigen grauen Augenbrauen hervor an. Der kopf war nahezu kahl. Lediglich ein ergrauter, lockiger Haarkranz, wand sich rundherum um den glänzenden Kopf. Sofort nickte der Alte Mann und gebot Firged mit einer Geste einzutreten. "Mademoiselle sind bestimmt gekommen für die Anstellung..." Es war keine Frage sondern lediglich eine Feststellung gewesen. "Wenn Mademoiselle mir ihren Namen verraten und folgen wollen..." Der Diener wand sich um und schritt mit Trippelschritten, die erstaunlich schnell waren den Gang entlang. Auch innen, in der Empfangshalle, war die Pracht groß, welche sich der Eulenfrau zeigte. Edles Porzellan, Goldornamente, Kronleuchter, Wandgemälde, Teppiche. Hier wurde der Reichtum zur Schau gestellt. Ob Die Lady Mythandrelle sehr eitel war? Der Diener führte sie durch einige weitere Korridore, bis er vor einer kleinen Tür halt machte und dort klopfte. "Bewerbung Sir." Ließ er verlauten, als er die Tür öffnete. "Lady Firged, kein Nachname." Nach diesen Worten, wand sich der Diener um und trippelte von Dannen so wie er gekommen war. Im Türrahmen erschien ein weiterer etwas jüngerer Mann, in den mittleren Jahren.Er trug eine Dunkelblaue und weiße Livree und lächelte breit. Er hatte ein angenehmes Gesicht mit weichen Zügen. Lachfalten umgaben seine Augen und die Mundwinkel. Das kurze schwarze Haar, zeigte lediglich hier und da eine Spur Grau. "Ich grüße euch Mademoiselle..." Er verneigte sich galant vor der Eulenfrau und bat sie mit einer Geste in sein Büro. Er ließ sie auf einem Eichenholzstuhl platz nehmen und setzte sich ihr gegenüber an den Schreibtisch. "Sie würden also gerne für Lady Mythandrelle arbeiten? Wenn es ihnen ernst ist, möchte ich ihnen folgendes über meine Herrin erzählen. ihre Exzellenz Herzogin Gloria ist eine strenge aber sehr gerechte Frau. Sie verzeiht Fehltritte schwer, belohnt allerdings Treue, Loyalität und Fleiß. Ich habe die Ehre für eine der wenigen des Hochadels zu arbeiten, welche mein Geschlecht nicht in Sklaverei hält. Sie sehen also, wenn sie eine bemühte Frau sind, könnten sie es kaum besser treffen. Und nun, wünsche ich, dass sie mir etwas über sich erzählen. Ich möchte als Haushofmeister wissen, wen ich in die Dienste meiner Herrin lasse."
Firged war völlig aus der Fassung. Das Haus, in dem sie arbeiten sollte, dass war doch kein Haus! Das war eine Villa! Ach, Quatsch, dass war viel mehr als eine bloße Villa! Vor ihr stand ein Palast, mit Türmen die in den Himmel zu wachsen schienen und Zinnen die bedrohlich auf sie hinabblickten. Natürlich war das Gebäude kein Vergleich zu dem Palast der Königsfamilie, aber es war auch kein Vergleich zu Firgeds Baumhäusschen, welches gerade mal einen Raum hatte. Firged schluckte hart. Diese ganze Pracht schüchterte sie schon ein wenig ein. Ihre Herrin war reich gewesen und hatte ein schönes Haus besessen. Aber das alles hier, war doch etwas zu viel des Guten. Die kleine Eule bekam langsam kalte Füße. Vielleicht war sie nicht gut genug, um in solch feiner Gesellschaft zu arbeiten? Sie würden sie für ein dummes Trampel halten, einen Bauerntölpel der keine Ahnung vom Leben hatte. So haderte das Küken noch eine Weile mit sich selbst herum. Aber schließlich knurrte Firgeds Magen bedrohlich und das machte ihr noch viel mehr Angst, als das einschüchterne Grundstück. Sie musste arbeiten. Sie hatte doch gar keine Wahl. Sie würde das schon schaffen.
Nachdem sie sich noch etwas Mut zugesprochen hatte, betrat Firged langam das Grundstück. Sie überquerte den Weg und kam nicht umhin, den schönen Garten zu bewundern. Doch viel zu schnell lag der Weg hiner ihr. Unschlüssig stand sie vor der Pforte. Sollte sie klopfen? Einfach so? Oder sollte sie lieber warten? Sie wollte nichts falsch machen. Zum Glück wurde ihr zumindest diese Entscheidung abgenommen. Die Tür wurde geöffnet. Ein alter Mann stand vor Firged. Seine Augen, die fast hinter den Augenbrauen zu verschwinden schienen musterten sie ausgibieg. Firged war erstaunt. Es gab nicht viele die sich einen Mann als Diener leisten konnten. Diese Subspezies war inzwischen nicht mehr weit vertreten. Die kleine Eule blickte dem Mann neugierig entgegen. Seine Uniform war wie geschniegelt. Würde sie auch so etwas schönes bekommen?
Firged folgte der este des Dieners und trat in die Villa. Zustimmend nickte sie dem Mann zu. "Ja. Ich möchte hier arbeiten.", antwortete sie zusätzlich. Die Eule folgte dem Mann und hatte Mühe mit ihm Schritt zu halten. Er legte ein ziemlich flottes Tempo an den Tag, was Firged siche rnicht vermutet hätte. "Ich heiße Firged.", stellte sie sich vor. Einen Nachnamen gab es nicht. Zumindest wusste Firged von keinem. Tatsächlich wusste das Küken nicht einmal ob ihr Name von ihren Eltern kam, oder ob ihre ehemalige Herrin ihn ihr gegeben hatte. Sie war noch zu jung gewesen, als man ihr den Namen gab. Firgeds Weg führte sie an zahllosen wertvollen Dingen und erlesener Einrichtung vorbei. Die Eule fragte sich wie viele hier wohnen mochten. Wie viele brauchten so viel Platz? Schließlich standen sie vor einer verschlossenen Tür. Mit ein paar knappen Worten wurde sie in den Raum geleitet.
Firged wurde von einem weiteren Mann empangen. Lady Mythandrelle musste Geld wie Heu haben. Der Mann war jünger und sah auch weniger streng aus. Er schien, mit einfachen Worten ausgedrückt, ein netter Kerl zu sein. Auf einen Wink des Mannes hin, nahm die Eulendame auf einem harten Holzsitz Platz. Die Eiche schien von hoher Qualität und glänzte im Licht. Firged hörte dem Mann erts einmal shweigend zu. Das Küken konnte sehr wohl ordentlich sprechen, aber bei der Göttin! Sie war ja so aufgeregt! Ihr Herz schlug viel zu schnell und zu laut. Sie meinte, dass es jeder von hier, bis zu ihrem Baumhaus hätte hören müssen. Was sollte sie nur sagen? Sollte sie die Wahrheit sagen und gestehen, dass sie noch keinerlei praktische Erfahrung hatte? Oder sollte sie lügen und so tun, als wäre sie ein Profi? Aber das würde doch sicher bald auffliegen. Schweren Herzens entschied sich Firged für den Weg der Wahrheit. Etwas zu verschweigen würde nichts bringen. Früjer oder später würde man dahinter kommen und dann konnte es wirklich Ärger geben. Firged setzte ein Lächeln auf und erklärte dann: "Loyalität und Treue gebührt dem, der sie verdient. Ihc bin sicher, dass Lady Mythandrelle solch eine Person ist. Güte ist eine Eigenscaft, die ich sehr bewundere,und Güte muss sie besitzen, wenn Ihr hier kein Sklave seid." Firged verlagerte ihr Gewicht ein wneig anders und sprach weiter: "Was meine Fähigkeiten anbelangt, so muss ich leider zugeben, dass mir die Praxis weitesgehend fehlt. Allerdings bin ich ein helles Köpfchen. Ich kann lesen, schreiben und rechnen und in der Theorie kenne ich mich gut aus. Zudem lerne ich schnell. Ich denke ich bin die richtige für die Stellung." Firged strahlte eine Zuversicht aus, die sie gar nicht besaß. Innerlich betete sie zu allen Göttern, dass es doch klappen möge. Sie brauchte diese Arbeit!
Der Mann hörte ihr aufmerksam zu. Sein Blick lag in ihrem, hing an ihren Lippen und den Augen. Ihm entging ihre Nervosität keineswegs, denn Firged wusste nicht, dass dieser Mann vor allem ein Meister der Empathischen Analyse war. Schon lange stand er so treu in den Diensten seiner Herrin und wenn er eines konnte, dann war dies Lügner aufspüren. Natürlich war der Stab und die Dienerschaft einer Großherzogin zu riesig um sämtliche Verräter zu entdecken. Zu viele Bereiche wurden von anderen besetzt, wie die Küche. Doch hier galt es eine Zofe für seine Herrin zu finden.
Eine Stelle eng bei seiner Herrin. Hier würde er Vorsicht walten lassen. Doch bisher konnte er keine Zeichen von Hinterlist entdecken. Die kleine war eingeschüchtert, ein wenig ängstlich, unsicher, aber keineswegs verschlagen. Natürlich konnte man das niemals ausschließen, doch sollte er es hier mit einer Verräterin zu tun haben, dann auch mit der vollendetsten Schauspielerin. Für ihn waren ihre Gesichtsregungen eindeutig echt. Dennoch zögerte er. Wirklich etwas über sich erzählt hatte sie nicht wie verlangt. Weder über ihre Eltern, noch über ihr voran gegangenes Leben. Ihm war klar, dass nicht jeder gern über seine Vergangenheit sprach, besonders wenn diese Schmerzhaft oder wenig ruhmreich war, dennoch musste er es wissen. "Lady Firged, sie brauchen nicht nervös zu sein. Lesen und schreiben sind schon einmal wunderbare Fertigkeiten und unerlässlich. Wenn ich sie anstelle, ist dies ohnehin der erste Schritt. Ihr müsst wissen, ich suche eine persönliche Zofe für meine Herrin, deswegen muss ich sicher sein, versteht ihr? Ich darf niemanden in ihre Nähe lassen, der nicht ehrlich oder gar verräterisch ist. Und bei einer persönlichen Zofe liegt natürlich die endgültige Entscheidung bei meiner Herrin. Sollte ich euch allerdings anstellen, werden sie auch eine Anstellung haben, egal ob meine Herrin euch als Zofe will oder nicht, ihr braucht euch also nicht zu sorgen."
Er lächelte. Er hatte beschlossen ihr mit der reinen Wahrheit entgegen zu kommen, wenn sie dies auch schon tat, eine Art, welche er durchaus bereits an ihr schätzte. "Aber Lady Firged, ich muss euch noch einmal bitten mehr von euch zu erzählen. Wo ihr herkommt, was ihr so getan habt, bei wem habt ihr vorher gearbeitet, wo gelebt... wart ihr bereits einmal im Gefängnis? Ihr versteht, dass ich dies alles wissen muss."
Firged konnte ihren gegenüber nur schwer einschätzen. Bisher hatte das Mädchen wenig Kontakt zu anderen Leuten gehabt, da ihre Herrin sie stets für sich haben wollte. Es hatte wie ein Vögelchen im Käfig gelebt und kaum andere Kontakte, als den zu ihrer Herrin gepflegt. Zudem kam noch erschwerend, dass sein gegenüber ein Mann war. Einen Mann hatte Firged vor dem heutigen Tag nur aus Erzählungen und Märchen gekannt. Und in denen waren Männer stets schwach, unnötig oder gar bösartig. Dieser Mann jedoch schien dies alles nicht zu sein. Vielleicht war er aber auch nur ein guter Schauspieler. So bemerkte Firged nicht, dass sie längst analysiert, ihr Innerstes seziert und untersucht war.
Verschlagenheit war wirklich kein Steckenpferd der jungen Eulendame. Sie war eine ehrliche Frau, mocte es nicht zu lügen oder belogen zu werden und war weder durchtrieben noch sonst wie in diese Richtung geartet. Firged war einfach ein nettes, neugieriges und liebes Mädchen trotz der Jahre der Gefangenschaft hatte sie sich ihr freundliches Wesen bewahrt. Firged hatte ganz bewusst nichts über ihr Leben erzählt. Traurigerweise gab es einfach keine besondere Vorgechichte. Sie wra in einem Kfig gewesen und jetzt war sie frei. Das warschon alles, was sie hätte berichten können.
Firged hörte dem Mann brav zu, sagte aber nichts. Sie nickte nur folgsam und hoffte, dass sie eine Arbeit bekäme. Sie brauchte diese Anstellung einfach. Und Firged wusste, dass ihre Fähigkeiten sehr nützlich sein konnten. Doch der Mann ließ nicht locker. Forged seufzte und entschied sich dafür das wenige zu erzählen, was sie über ihre Herkunft wusste und was sie bisher erlebt hatte. Unangenehm berührt verschränkte sie ihre Hände udn begann zu erzählen. "Es gibt nict viel über mich zu berichten. Ich wurde in den Wäldern geboren, so sagte man es mir zumindest. Kaum war ich geschlüpft, fingen mich auch schon Wilderer ein und verkauften mich. Was meiner Familie zustieß weiß ich nicht. Ich wurde an eine reiche Lady verkauft und wurde wie ihr Haustier behandelt. Sie war nicht bösartig aber schön war das Leben nicht. Als meine Herrin starb und keine Erben antraten, um mich weiterhin im Käfig zu halten, befreite ich mich und flog so weit weg wie nur möglich. So landete ich hier in Tyrsener. Ich habe vorher nie gearbeitet und ich war nicht im Gefängnis."
Die Miene des Haushofmeisters entgleiste. Er hatte ja tatsächlich mit vielem Gerechnet doch von solch einem Schicksal hörte er nur von Männern unter tyrannischen Frauen. Peinlich berührt senkte er den Kopf und schloss kurz die Augen. Kein Wunder das dieses nicht über ihre Vergangenheit hatte reden wollen und er hatte es hinaus gekitzelt. Tief atmete der Mann durch und schaute Firged ernst in die Augen. "Verehrte Lady, es tut mir leid. Mir war natürlich nicht klar, welcher Behandlung sie ausgesetzt waren und ich verstehe warum sie mir dies verschweigen wollten. Ich entschuldige mich aufrichtig sie dazu gezwungen zu haben darüber zu sprechen und verspreche im gleichen Atemzug, das niemals ein Wort darüber meine Lippen verlassen wird, mit Ausnahme unserer Herrin gegenüber." Der Haushofmeister lächelte. Er hatte absichtlich das Wort 'unsere' gewählt um Firged zu verstehen zu geben, dass sie sich ab nun als Teil des Haushaltes betrachten durfte. "Ich bin zufrieden My Lady und wenn ihr wollt, dann macht euch mit unserer Herrin bekannt. Ich führe euch zu ihren Gemächern. Der Haushofmeister stand auf und schenkte Firged ein Zwinkern und Lächeln, welches väterlicher und wärmer kaum sein konnte. Mit einer Geste bedeutete er Firged aus dem Büro herauszutreten und schritt dann in schlenderndem Tempo voran, damit Firged ein Gefühl für diese Residenz bekam. "Dieses Haus hier ist nicht der Tatsächliche Sitz unserer Herrin. Die Herzogin besitzt ein Schloss in der größten Stadt ihrer Ländereien, welche ihr durch die königliche Familie zu verwalten obliegt. Dieses Herzogtum heißt illdren. Hier in Tyrsener halten wir uns auf, wenn der Rat tagt und politische Geschäfte am Hofe der Königin vollführt werden." Der Haushofmeister achtete darauf das Firged einen guten Überblick bekam und nicht zurückblieb, während sie sich weiter die Schnitzereien Intarsien, Wandteppiche, Büsten, und glänzenden dunklen Holzmöbel betrachtete. Gobelins an den Wänden gefüllt mit Öl sorgten mit tanzenden Flammen für warmes Licht in den Gängen, in welchen keine Fenster existierten. Im zweiten Stock führte der Haushofmeister Firged an eine reich verzierte Holztür mit Stahl Beschlägen und Blattgoldverzierungen.
Der Mann beugte sich zu Firged und flüsterte in ihr Ohr. "Ich werde euch nun verlassen Mademoiselle. Wenn ihr unserer Herrin gegenüber tretet....dann sagt ihr einmal : Ewiger Frühling. Dann weiß unsere Herrin, dass ich euch zu ihr schickte und ihr kein Eindringling seid. Eine Vorsichtsmaßnahme die ihre Gründe hat." Er rückte wieder von Firged ab, trat einige Schritte zurück und verbeugte sich äußerst galant. Dann drehte er sich um und verschwand um eine Ecke. Firged stand nun allein vor der Tür. ---
Ordentlich war das Zimmer nicht zu nennen. Kleidungsstücke, unglaublich kostbar lagen verstreut auf dem Boden, ebenso einige Gegenstände, wie Kerzen, Silberteller und Alltagsgegenstände. Es schien ein arbeitszimmer zu sein. Ein großer Schreibtisch dominierte eine Wand und schien beladen mit Dokumenten und kleinen Gegenständen aller Art. Ein Durchgang an der Nordseite des Raumes führte in das Schlafzimmer. Die Tür war nur angelehnt....
Der Haushofmeister schien ehrlich erschüttert worden zu sein. So schlecht war es Firged dabei gar nicht ergangen. Gut, sie hatte keine Familie, aber sie erinnrte sich auchkaum an sie, so dass sie sie auch kaum vermisste. Gut, sie war jahrelag wie in bloßes Tier in einem goldenen Käfg gehalten worden, aber es gab viele Leute denen es weit schlechter ging. Leute die weder Nahrung, noch ein Dach über dem Kopf hatten, oder Gewalt erleiden mussten. Dieses Schicksal war Firged erspart geblieben. Nichtsdestotrotz war ihr Los hart gewesen. Die Freiheit, in der ihr Magen knurrte war ihr allemal lieber.
Es war befremdlich solche Worte gerade von einem Mann zu hören. Seinesgleichen wurd seit Jahren versklavt. Aber vielleicht konnte er auch gerade deswegen verstehen, welches Leid Firged hatte ertragen müssen. Der aufichtige Ton des Mannes gab ihr Hoffnung. Ihrer gemeinsamen Herrin gegenüber... Diese Worten erleichterten sie. Offenbar war sie mehr als nur im Rennen. Firged nickte erleichtert. "Danke sehr."
Offenbar war Firged nun Teil der Menagerie. Sie lächelte breit und freute sich sichtlich, diese Hürde gemeistert zu haben. Ganz allein hatte sie es geschafft eine Arbit zu finden. Und egal was Lady Mythandrelle sagen würde, ob sie ihr gefiele oder nicht, eine Anstellung in diesem Haushalt war ihr vorerst sicher. neugierig nickte die Eulendame, erhob sich von ihrem Platz und folgte dem Haushofmeister in kurzem Abstand. Sie erwiderte das freundliche Lächeln. Mit diesem Mann, der so gar nicht männlich und böse war, würde sie sich sicher sehr gut verstehen. Auf dem Weg zu ihrer neuen Herrin erklärte der Mann ihr eineiges Wissenswertes über das Haus Mythandrelle. So war dieses prächtige Schloss nicht einmal der Hauptsitz ihrer Herrin. Firged hörte staundend zu, während sie zugleich die neuen Kostbarkeiten an Wänden und Decke begutachtete. Ab und zu nickte sie zustimmend, hielt sich am sonsten aber eher bedeckt.
Dann verließ der nette Man sie aber. Alleine stand Firged neuerlic vor einer Pforte. Der Hausfofmeister hatte ihr nur rasch ein Codewort ugeflüstert und hatte sich dann davon gemacht. Firged schluckte hart und piepste etwas verloren. Dann straffte sie jedoch ihren Rücken und stellte sich gerade hin. Würdevoll den Blick erhoben. Sie legte die Hand af die Kline und merkte, dass sie gar nicht geschlossen war. Den Raum einfach so zu betreten kam ihr allerdings sehr unverschämt vor, so klopfte sie laut und vernehmich gegen die Tür und wartete auf Herein.
Gloria saß auf ihrem Bett und drehte den Elfenbeinkamm in ihrer Hand. Ihre Wangen waren feucht und die Augen rot vor Trauer. Oft betrachtete sie sich dieses Kleinod. Das letzte, was ihr von einer besonderen Person geblieben war. Heftiges Schluchzen stieg tief aus ihr empor und ihr Körper erbebte, als ein neuer Weinkrampf sie erschütterte. Wie lang war es nun her? Jahre waren bereits ins Land gezogen, seid man ihr Lissandra genommen hatte. Nein! Seit SIE ihr Lissandra genommen hatten. Tobender Zorn drängte sich in die Trauer, als sie an ihre Schwestern dachte. Man konnte sie nicht dafür verurteilen, denn einen Beweis hatte man vergeblich gesucht. Natürlich, ihre Schwestern waren zu Intelligent und gerissen um Beweise zurück zu lassen. Es blieb nichts unerledigt. Sie würden irgendwann dafür bezahlen. Oh Natürlich sie waren ihre Schwestern, doch irgendwann würden die beiden für ihre Intrigen und Verbrechen die Axt des Scharfrichters zu spüren bekommen. Es klopfte an der Tür. Gloria erschrak und blickte hinüber, Sofort sprang sie auf und wischte sich mit einem Tuch die Wangen trocken bevor sie ein "Herein..." verlauten ließ. Sie ärgerte sich. Ihre Augen waren noch immer stark gerötet und würden jedem der herein kommt offenbaren, dass sie geweint hatte.
Firged wartete vor der Tür bis sie ein lautes "Herein" vernahm und öffnete diese dann. Mit gestrafften Schultern und einem etws schüchternen, jedoch auch zuversichtlichem Lächeln betrat die junge Eulendame das Gemach ihrer neuen Herrin. Firged verushcte sich nicht großartig umzuschauen und widmete ihre gesamte Auferksamkeit der schönen Frau edlen Geblüts, die vor ihr stand. Zwei rotgeäderte Augen blickten ihr unverwandt entgegen. Sie waren so blaue wie tiefe Seen, doch nicht so klar. Offenbar hatte Lady Mythandrelle Tränen vergossen. Firged hielt es für klüger so zu tun, als hätte sie dies nicht bemerkt und blickte, vielleicht etwas zu rasch zu Boden. Sie machte einen leichten Hofknicks, wie sie es unzählige Male bei dee Gästen ihrer verstorbenen Herin gesehen hatte und stellte sich vor. "Guten Tag, Lady Mythandrelle. Ich bin Firged und möchte in Eure Dienste treten." Erwartungsvoll blieb das Mädchen auf der Stelle stehen.
Gloria weitete kurz die Augen. Sie hatte mit vielem gerechnet aber nicht mit dem was nun kommen sollte. Eine Frau betrat ihre Gemächer, doch was für eine. Ihr Haar schien eine Mischung als Haar und Gefieder zu sein und gefiederte Schwingen prangten auf ihrem Rücken. Die Tierfrau war tunlichst darauf bedacht nichts mit den Schwingen umzuschmeißen und tatsächlich bewegte sie sich regelrecht scheu. Die Augen waren von einem intensiven Gelb und die Züge fein geschnitten mit einem kleinen Schmollmund. Ihre Kleidung war simpel, Zweckmäßig und sie schien sich nicht im Klaren darüber das sie etwas unsittlich viel Haut zeigte. Der Knicks fiel ein wenig ungeschickt aus, doch diese Gestalt genug Grazie um dies zu kaschieren. Sie hatte sehr wohl bemerkt wie der Blick dieser Tierfrau in ihrem Gesicht gehangen hatte, doch sie machte keine Bemerkung über die rot geäderten Augen. Wenigstens ein Kluges Mädchen. Sie stellte sich mit schüchterner Stimme als Firged vor und blickte sie mit regelrecht kindlicher Erwartung in den Augen an. Gloria erhob sich und trat auf Firged zu um nur zwei Meter vor ihr stehen zu bleiben. Ihr Blick glitt prüfend über die Gestalt der Frau. Sie hatte sich mit keiner Losung zutritt verschafft also war ihr bisher nicht zu trauen. Auf zwei Meter würde sie wenigstens so schnell kein Messer erreichen und wenn eines gezückt werden würde, so hätte sie noch die Gelegenheit zurück zu weichen. "Ich grüße dich Firged. Nun hast du bereits mit meinem Haushofmeister geredet? Er kümmert sich hauptsächlich um die Anstellungen von Arbeitskräften."
Gloria war offensichtlich überrascht, eine Frau wie Firged zu sehen. Eulenmenschen waren ziemlich selten. Es gab kaum noch einen Landstrich, in denen sie in Frieden leben konnten. Wegen ihrer Seltenheit wurden Eulenmenschen gejagt und verkauft. Als Haustiere gehalten fristeten die letzten ihrer Art oft ein eingeengtes und recht trostloses Leben. Es war also kein Wunder, dass Lady Mythandrelle überrascht wegen ihrer Erscheinung war.
Lady Mythandrelle machte keine Anstalten auch nur ein Wort über ihre verweinten Augen zu verlieren. Die war Firged ganz recht so. Es war viel einfacher ein intimes Thema unter den Teppich zu kehren, als es mit einer fremden Frau zu besprechen. Firgeds neue Herrin stand von ihrem Platz auf und ging enige Schritte auf die Eulendame zu. Allerdings blieb sie etwas auf Abstand. Ihr prüfender Blick glitt über das Mädchen. Firged fühlte sich regelrecht durchlöchert. Unbehaglich verlagerte sie ihr Gewicht von einem Fuss auf den anderen.
Einen Moment herrschte stilles Schweigen im Raum. Dochh allzu bald wurde sie von Glorias glockenheller Stimme abgelöst. Firged nickte bestätigend bevor sie antwortete: "Ja. Er war sehr freundlich." Ruhig blieb das Mädchen stehen. Sie wartete voller Erwartung ab, was nun kommen würde.